Projekt · Neubau Wohn- und Geschäftshaus in Hybridbauweise
Ort · Stein AG
Auftragsart · Direktauftrag
Leistung · Machbarkeitsstudie – Baueingabe
Zeitraum · 2019 -
Der Neubau des Mehrfamilienhauses liegt auf einer Restfläche einer Gemeindeparzelle an der Schaffhauserstrasse in Stein. Unmittelbar an der Hauptstrasse steht noch eines der wenigen erhaltenen Gebäude des ehemaligen Dorfkerns. An die Brandwand dieses Altbaus angebaut, legt sich der dreigeschossige Baukörper in die Schnittstelle von Kernzone zu Dorf Zone und vermittelt durch seine Formensprache zwischen der polygonalen Architektur des Rheinfelsparks und des historisch geschützten Wohnhauses von 1803 in direkter Nachbarschaft.
Die leicht geknickte Nordfassade orientiert sich an den Linien des Rheinfelsparks und erzeugt einen gassenartigen Zwischenraum, der als Zugang zum Gartenhof dient. Auf der Südseite ist das Gebäude vom Altbau leicht zurückversetzt, in seiner Länge einmal nach hinten gestaffelt und folgt so dem Verlauf der Grundstückgrenze. Das dreiteilige Satteldach mit einer Neigung von 10 Grad hilft ebenfalls den Neubau in die gewachsene Dorfstruktur zu integrieren.
In den Obergeschossen sind insgesamt 10 Mietwohnungen projektiert. Erschlossen wird das Haus über eine offene Laubengangkonstruktion auf der Südseite mit einem innenliegenden Treppenhaus und einer sekundären Aussentreppe. Das Erdgeschoss entspricht in seiner Grundstruktur den Wohnungsgrundrissen, wird jedoch als zusammenhängende Bürofläche mit separatem Mehrzweckraum erstellt.
Das komplette Gebäude ist unterkellert, ein Teil davon bildet die Einstellhalle, welche an die bestehende Halle angebaut ist, und ebenfalls über diese erschlossen wird. Im restlichen Teil des Untergeschosses befinden sich Kellerabteile, Garderoben, der Technikraum, Veloräume und weitere Nebenräume.
Der Ausdruck des Hauses ist geprägt durch die beidseitige selbsttragende Lauben- und Balkonschicht in Holzbauweise. Die aus Balken und Stützen gefügte Konstruktion erzeugt eine vielschichtige offene Gebäudehülle, die den teils knappen räumlichen Bedingungen entgegenwirkt und wie ein Filter zwischen Innen und Aussenraum funktioniert. Die moosgrün lasierten Elemente umschliessen das Gebäude wie ein Strickwerk aus Holz, das von einer sägerohen Holzschalung ausgefüllt wird. Die unterschiedlichen Grüntöne der Fassade finden ihren Ursprung in der ebenfalls blassgrünen Eternitschalung des Altbaus und führen diese Farbtonalität in verschiedenen Nuancen weiter, so dass ein zusammenhängendes Gebäudeensemble aus Alt und Neu entsteht. Fenster und Handläufe in Holz, eine Drahtgitternetzfüllung des Geländers und rote Textilstoren ergänzen das Erscheinungsbild der Fassade. Ein umlaufender Sockel aus Beton bildet die Grundlage des Hauses und trägt durch seine Höhe zum Boden ebenfalls zum Schutz der Holzteile bei.
In den Wohnungen hält gleichermassen Farbe Einzug. Gezielt setzen einzelne Elemente wie grüne Vorhangbretter, Sockelleisten und Türzargen Farbakzente. Die Holzfenster und Holztürblätter bewirken eine wohnliche Atmosphäre und stehen im Kontrast zu den harten Materialien wie den lasierten Betondecken und dem geschliffenen Unterlagsboden.
Der Keller und die Einstellhalle sind in Massivbauweise, hauptsächlich aus Beton gegossen. Ab dem Erdgeschoss ist das Gebäude als Hybridbau konstruiert. Die Tragstruktur, in Form von Decken, Wohnungstrennwände und das aussteifende Treppenhaus sind in Ortbeton erstellt. Die Fassade im Erd- und Obergeschoss besteht aus vorgefertigten und isolierten Holzelementen, die an die Deckenstirnen verankert sind.